© ThM
Irritierend, unwirklich, absurd die gegenwärtigen Tage!
Die Sonne scheint, es wird wärmer. Frühlingsblüten brechen auf und erfüllen Gärten und Parks mit Farben. Vögel machen sich lauthals bemerkbar mit ihrem Gesang und Gezwitscher.
Die Natur erwacht zu neuem Leben.
Doch wir Menschen erleben Sorge, Furcht, hektische Aktivität. Gebannt starren wir auf Infektionsstatistiken, Verlautbarungen von oberster Stelle. Ständig müssen wir reagieren auf neueste Handlungsanweisungen. Wer reagiert am schnellsten und am besten? Fast schon eine Art Wettlauf der Kreativität.
Auf der anderen Seite:
Zwangsruhe. Eingeschlossensein. Nicht nur buchstäblich in Wohnungen und Häusern. Auch in meiner Seele!
Wem kann ich mich noch getrost nähern? Mit wem kann und will ich Kontakt haben, mich austauschen? Wo ist ein Gegenüber zum Gespräch? Für ein gemeinsames Glas Wein am Abend? Wo der Raum für das Fragen und Suchen im erlebbaren Miteinander?
Leben ist Begegnung. Wo geht Begegnung noch?
Durch meinen Kopf gehen seit Tagen eine Melodie und die dazugehörigen Worte. Eine kurze Passage aus den „Musikalischen Exequien“ von Heinrich Schütz, einer lutherischen Trauermesse aus dem frühen 17. Jahrhundert (auf youtube leicht zu finden!):
Gehe hin, mein Volk, in deine Kammer und schließ die Tür nach dir zu! Verbirg dich einen kleinen Augenblick, bis der Zorn vorübergehe. (Jes 26,20)
Uralte Worte, noch viel älter als die Musik dazu. Ein Rat des Propheten Jesaja an sein Volk in Zeiten von Krieg und Not, die als Ausdruck des Gotteszorns verstanden wurden.
An einen aktiv strafenden, zornigen Gott mag ich nicht denken. Aber ich frage mich schon: Ist nicht, was wir gerade erleben, auch eine Folge unseres Denkens und Tuns? Haben wir der vermeintlichen Grenzenlosigkeit menschlichen Könnens und Handelns zu unkritisch vertraut? Fühlen wir uns zu sicher in unserer Fortschrittsgläubigkeit und in der weltweiten Vernetzung?
Gehe hin, mein Volk, in deine Kammer und schließ die Tür nach dir zu! Verbirg dich einen kleinen Augenblick, bis der Zorn vorübergehe.
In Heinrich Schütz‘ Musik ist der Aufruf zum Rückzug aus der „bösen Welt“, aus der Panik und den Alltagsschrecken, eng eingebettet in Troststrophen:
Sein Wort, sein Tauf, sein Nachtmahl dient wider allen Unfall. Der heilig Geist im Glauben lehrt uns darauf vertrauen.
Oder: Herr, wenn ich nur dich habe, so frage ich nicht nach Himmel und Erde.
Rückzug in einen „Freiraum für Gott“. In ähnlicher Weise hat auch Jesus die Menschen aufgerufen, sich zum Gebet in ihr Kämmerlein zu begeben.
Vielleicht ist, bei aller Notwendigkeit, kreative Wege für menschliche Kontakte zu entwickeln, jetzt genau auch dies dran!
Gedanken in einer Zeit voller Fragen. Meine Gedanken, ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit.
Mir jedoch hilft Musik wie die genannte in Zeiten wie der gegenwärtigen! Die Probleme verschwinden dadurch nicht. Aber ich finde in ihr Trost und Stärkung.
Ich wünsche allen Leser*innen – und vielleicht auch Hörer*innen ? – Gottes Schutz und Segen!
Thomas Müller
Die Sonne scheint, es wird wärmer. Frühlingsblüten brechen auf und erfüllen Gärten und Parks mit Farben. Vögel machen sich lauthals bemerkbar mit ihrem Gesang und Gezwitscher.
Die Natur erwacht zu neuem Leben.
Doch wir Menschen erleben Sorge, Furcht, hektische Aktivität. Gebannt starren wir auf Infektionsstatistiken, Verlautbarungen von oberster Stelle. Ständig müssen wir reagieren auf neueste Handlungsanweisungen. Wer reagiert am schnellsten und am besten? Fast schon eine Art Wettlauf der Kreativität.
Auf der anderen Seite:
Zwangsruhe. Eingeschlossensein. Nicht nur buchstäblich in Wohnungen und Häusern. Auch in meiner Seele!
Wem kann ich mich noch getrost nähern? Mit wem kann und will ich Kontakt haben, mich austauschen? Wo ist ein Gegenüber zum Gespräch? Für ein gemeinsames Glas Wein am Abend? Wo der Raum für das Fragen und Suchen im erlebbaren Miteinander?
Leben ist Begegnung. Wo geht Begegnung noch?
Durch meinen Kopf gehen seit Tagen eine Melodie und die dazugehörigen Worte. Eine kurze Passage aus den „Musikalischen Exequien“ von Heinrich Schütz, einer lutherischen Trauermesse aus dem frühen 17. Jahrhundert (auf youtube leicht zu finden!):
Gehe hin, mein Volk, in deine Kammer und schließ die Tür nach dir zu! Verbirg dich einen kleinen Augenblick, bis der Zorn vorübergehe. (Jes 26,20)
Uralte Worte, noch viel älter als die Musik dazu. Ein Rat des Propheten Jesaja an sein Volk in Zeiten von Krieg und Not, die als Ausdruck des Gotteszorns verstanden wurden.
An einen aktiv strafenden, zornigen Gott mag ich nicht denken. Aber ich frage mich schon: Ist nicht, was wir gerade erleben, auch eine Folge unseres Denkens und Tuns? Haben wir der vermeintlichen Grenzenlosigkeit menschlichen Könnens und Handelns zu unkritisch vertraut? Fühlen wir uns zu sicher in unserer Fortschrittsgläubigkeit und in der weltweiten Vernetzung?
Gehe hin, mein Volk, in deine Kammer und schließ die Tür nach dir zu! Verbirg dich einen kleinen Augenblick, bis der Zorn vorübergehe.
In Heinrich Schütz‘ Musik ist der Aufruf zum Rückzug aus der „bösen Welt“, aus der Panik und den Alltagsschrecken, eng eingebettet in Troststrophen:
Sein Wort, sein Tauf, sein Nachtmahl dient wider allen Unfall. Der heilig Geist im Glauben lehrt uns darauf vertrauen.
Oder: Herr, wenn ich nur dich habe, so frage ich nicht nach Himmel und Erde.
Rückzug in einen „Freiraum für Gott“. In ähnlicher Weise hat auch Jesus die Menschen aufgerufen, sich zum Gebet in ihr Kämmerlein zu begeben.
Vielleicht ist, bei aller Notwendigkeit, kreative Wege für menschliche Kontakte zu entwickeln, jetzt genau auch dies dran!
Gedanken in einer Zeit voller Fragen. Meine Gedanken, ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit.
Mir jedoch hilft Musik wie die genannte in Zeiten wie der gegenwärtigen! Die Probleme verschwinden dadurch nicht. Aber ich finde in ihr Trost und Stärkung.
Ich wünsche allen Leser*innen – und vielleicht auch Hörer*innen ? – Gottes Schutz und Segen!
Thomas Müller